Wie sprechen Gehörlose?
Viele gehörlose Menschen können auch nicht sprechen. Wenn sie mit anderen Menschen kommunizieren wollen, müssen sie sogenannte Gebärden nutzen. Solche Gebärden bestehen aus Gesten mit den Händen und verschiedenen Gesichtsausdrücken. So bedeutet jede einzelne Handbewegung ein Wort oder umfasst einen kurzen Satz. Es gibt sogar eine richtige Gebärden-Grammatik! Diese Sprache nennt man Deutsche Gebärdensprache (kurz: DGS). Seit dem Jahr 2002 ist sie als eigenständige Sprache anerkannt.
Nun beherrscht nicht jeder Mensch die Gebärdensprache. Wenn sich ein Mensch, der nur die Gebärdensprache beherrscht, mit jemandem unterhalten will, der die Gebärdensprache nicht versteht, hilft ihm eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher. Sie verstehen die Gebärdensprache und können den Hörenden erklären, was die Gehörlosen ihnen mitteilen möchte.
Diese Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher helfen also nicht nur den Gehörlosen, sich verständlich zu machen. Sie helfen auch Gehörlosen, das zu verstehen, was ein anderer sagt. Sie können also auch umgekehrt die Lautsprache in Gebärdensprache übersetzen.
Somit hilft die Gebärdensprachdolmetschung Menschen, die nicht hören, ebenso wie Menschen, die nicht sprechen können. Und natürlich hilft sie hörenden Menschen, die mit Gehörlosen sprechen wollen.
Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher können außerdem auch Liedtexte übersetzen! Wenn nun ein gehörloser Mensch auf einem Konzert ist, und die Rhythmen spürt, können zusätzlich die Texte der Lieder in Gebärden übersetzt und somit für alle verständlich gemacht werden.
Interview mit zwei jugendlichen DGS-Profis
Yann ist elfJahre alt und schwerhörig. Seine Schwester Xenja ist 14 und taub. Auch ihre Mutter, Marion, ist gehörlos. Somit ist für die beiden Jugendlichen die Deutsche Gebärdensprache die Muttersprache. Was das bedeutet, erfahrt ihr hier:
Wie funktioniert die Deutsche Gebärdensprache (DGS)?
Xenja: Gebärdensprache funktioniert wie die Lautsprache. Man braucht beide Hände und gleichzeitig die Mimik.
Yann: Man braucht die Hände, die Mimik und setzt auch die Körperhaltung an.
Wie habt ihr sie gelernt?
Xenja: Ich bin mit der Gebärdensprache „geboren“, genauso wie Sie mit der Lautsprache.
Yann: Ich habe sie gelernt so wie Sie die Lautsprache.
Wie redet ihr mit Mitschülerinnen und Mitschülern, die keine Gebärdensprache beherrschen?
Xenja: Es gibt viele Möglichkeiten: Ich spreche in Lautsprache. Die Mitschüler lernen die Gebärdensprache. Die Hälfte von meiner Klasse kann schon gebärden, seit ich in der Klasse bin. Wenn sie mich beim Sprechen nicht verstehen oder ich sie beim Mundablesen nicht verstehe, verständigen wir uns schriftlich.
Yann: Ich kann in Lautsprache sprechen. Ich versuche den Mund abzulesen, wenn jemand mit mir redet. Wenn es mit der mündlichen Verständigung nicht klappt, machen wir das schriftlich.
Gibt es eine Gebärde, die ihr besonders gerne verwendet? Wie sieht sie aus?
Xenja: Ich weiß nicht… Und haben Sie selbst ein Lieblingswort?
Yann: V-Hand, das bedeutet „Peace“ und ILY-Hand (siehe Abbildung), das bedeutet „I LOVE YOU“ oder “I LIKE YOU“.
Gibt es noch etwas, was Nicht-GebärdensprachlerInnen und –sprachler unbedingt über eure Muttersprache wissen müssen?
Xenja: Wichtig ist, dass DGS kein Affenzeichen ist, sondern eine eigenständige Sprache!
Yann: DGS ist als Sprache anerkannt. Sie ist eine eigenständige Sprache.