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Krankenhaus auf Rädern

Krank sein ist echt nervig. Egal ob Windpocken oder Grippe – das braucht kein Kind. Mit Hilfe der Eltern und ein paar guten Büchern oder Filmen sind diese Beschwerden jedoch meist gut zu überstehen. Manche Krankheiten lassen sich aber weder mit Salbeitee, noch allein mit Kuscheleinheiten bekämpfen.

Von Birgit Elsner

Wenn Kinder an der Seele erkranken*, sieht man ihnen das nicht an – sie haben keine Pusteln und auch keine triefende Nase. Sie brauchen aber trotzdem Hilfe. Manchmal müssen sie sogar in ein besonderes Krankenhaus. Ihre Eltern können sie nicht immer dahin mitnehmen.

Man sieht einen Jungen, der aus dem Fenster guckt.
Foto: iStock/Juanmonino

Der 9-jährige Felix hat starke Ängste, die gar nicht weggehen, und sie machen ihn aggressiv. Beides zusammen ist so schlimm für ihn, dass er in einem Krankenhaus behandelt werden musste. Er lebte dort für einige Wochen, führte Gespräche mit einer Expertin und lernte, mit seiner Angst zurechtzukommen. Das klappte gut, aber kaum war er wieder zu Hause, war die Furcht wieder da. Er traute sich nicht einmal, seinen Schulweg zu laufen.

Auch die 12-jährige Clara musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Ihre Krankheit ist kompliziert, sie bekommt keine Luft, obwohl es keinen körperlichen Grund dafür gibt – ihre Lunge funktioniert eigentlich gut. Im Krankenhaus hat man ihr aber nicht helfen können: Ihr Heimweh war nämlich so schlimm, dass sie wieder entlassen werden musste.

Man sieht zwei Füße, die auf einem Skateboard stehen.
Foto: Martina Taylor / pixelio.de

Ein Krankenhausaufenthalt ist also nicht für alle das Richtige. Die LVR-Klinik in Viersen hatte deshalb eine ganz neue Idee. Warum nicht die Patientinnen und Patienten einfach zu Hause behandeln? Die Kinder können weiterhin bei ihren Eltern leben, bleiben in ihrer Schulklasse, können Freundinnen und Freunde treffen. Im Jahr 2018 bot die Klinik also die ersten Behandlungen zu Hause an.

Ein junges Mädchen liegt mit einem Handy auf einem Bett.
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Für die 11-jährige Sara ist das eine sehr gute Nachricht. Ihr kann das Team aus der LVR-Klinik zu Hause viel besser helfen. Wenn es ihr schlecht geht, verletzt sie sich selbst, ihre Arme sind schon ganz übersät mit Wunden, und ihre Familie hat große Angst um sie. Das Klinik-Team kommt täglich zur Behandlung und nimmt auch Eltern und Geschwister mit ins Boot. Die üben dann zu Hause ein, wie sie sich verhalten müssen, wenn es Sara schlechter geht.

Felix, Clara und Sara bekommen jetzt genau die Hilfe, die Sie brauchen, um wieder gesund zu werden. Sie erhalten dieselbe Behandlung wie im Krankenhaus, können sich aber trotzdem zu Hause geborgen fühlen. Auf Kuscheleinheiten brauchen sie nicht mehr zu verzichten. Das Beispiel aus Viersen wird hoffentlich in ganz Deutschland Schule machen.

* An der Seele erkranken

Der richtige Begriff lautet „psychische Krankheit“– das Wort Psyche ist griechisch und bedeutet Geist oder Seele. Wenn Kinder psychisch erkranken, haben sie z.B. schlimme Angst vor Trennung oder Veränderung, vor Dunkelheit oder Menschen. Manche sind wütend und gewalttätig, andere sind so traurig, dass sie morgens nicht aufstehen können. Oft nehmen sie die Welt anders wahr, als gesunde Kinder. Psychische Krankheiten werden von Ärztinnen und Ärzten mit Gesprächen und auch Medikamenten behandelt.

Weiterführende Informationen

Der LVR versorgt psychisch kranke Kinder und Jugendliche in seinen Kliniken in Bedburg-Hau, Bonn, Düsseldorf, Essen und Viersen.